HRENSBURG:„Ich versuche, das Schöne zu zeigen“

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Aus der Redaktion des Stormarner Tageblatt

Irina Shurko ist von Tibet und dem Buddhismus fasziniert und spielt mit selbstgefilzten Puppen Märchen aus dem Land im Himalaya.

Eine Russin, die in Deutschland tibetische Märchen mit selbstgefilzten Puppen spielt?Irina Shurko aus St. Petersburg kam eigentlich nach Hildesheim, um ihre Dissertation über Deutsche Romantik zu schreiben, Novalis und die Bedeutung des Lichts. Die brach sie ab, als sie heiratete und eine Tochter bekam.

Deutsch hatte sie bereits in der Schule in St. Petersburg, wo sie später Kulturwissenschaft studierte und durch den tibetischen Tempel, der Anfang des 20. Jahrhunderts nach traditionellen Vorbild erbaut worden war, ihre Begeisterung für den Buddhismus entdeckte.

In Deutschland nahm ihre Faszination für Tibet, seine Menschen und Traditionen noch zu. „In einem Buch über Buddhismus und Erziehung hatte ich gelesen, dass man Märchen nicht vorlesen, sondern erzählen soll“, erzählt Irina Shurko, die begann, tibetische Märchen sowie Bücher aus den USA, Deutschland, Indien und Russland über Tibet zu sammeln.

Als vor fünf Jahren ihr Sohn geboren wurde, „hat mich das irgendwie inspiriert“, die Geschichten nicht nur zu erzählen, sondern auch zu spielen. Puppen hatte auch ihre Nachbarin nicht, aber ein Buch, wie man Waldorfpuppen filzt.

Die ersten waren noch sehr einfach gehalten, im Laufe der Zeit wurden ihre Puppen immer ausgefeilter und originaler. Die Gesichtszüge gestaltet sie nach Fotos oder nach Tibetern, die sie trifft. Die Kleidung färbt und näht sie nach historischen Vorbildern, selbst Schmuck und Accessoires der Puppen sind der Wirklichkeit nachempfunden.

„Wenn mir ein Tibeter sagt, dass eine meiner Puppen so aussieht wie seine Großmutter“, macht mich das stolz“, sagt die 34-Jährige. Dabei ist Irina Shurko strenger als die Tibeter selbst. Sie versucht Kleidung und Schmuck bestimmter Regionen vor 100 Jahren zu rekonstruieren. In der Realität haben sich die Formen längst vermischt. „Es ist mein Anliegen, Tibet den Tibetern zurück zu geben. Ich möchte helfen, die Traditionen zu bewahren und den Menschen im Westen die tibetische Kultur nahe zu bringen, die von China immer weiter zerstört wird“, sagt Irina Shurko, die selbst noch nie in dem Land war.

Zu den Traditionen und der Kultur gehören die Nomaden. „Man versucht, sie sesshaft zu machen, um sie kontrollieren zu können“, sagt Irina Shuorko, „dabei verkörpern sie die Freiheit Tibets.“

Zur Kultur gehören aber ebenso die Erzählungen. „In den tibetischen Märchen gibt es oft verschiedene Möglichkeiten, wie eine Geschichte ausgeht – Happy End, ein bisschen Happy End oder tragisch. Man kann es je nach Stimmungslage erzählen“, sagt die 34-Jährige, „ich versuche immer, das Schöne zu zeigen.“

Fabelwesen, Geister und Halbgötter bevölkern die Märchen in aller Welt, in Tibet würden diese Wesen aber als viel realer gesehen als im Westen, sagt die 34-Jährige. Einerseits, denn der Buddhismus geht auch davon aus, dass die irdische Existenz nur eine Illusion ist. So begegnen sich Buddhismus und deutsche Romantik, steht bei Novalis der Blaue Vogel doch für die ersehnte Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit.

In eine Welt der Phantasie entführt die Ahrensburgerin in ihren Puppenspiel-Märchen. „In 40 Minuten erlebt man so vieles und so viele Emotionen. Die sind echt, auch auch wenn es nur eine Geschichte ist.“ Mit dem „Märchen vom weißen Vogel“ ist sie am Samstag, 23. Januar, um 13 Uhr in der Stadtbücherei zu Gast. Eintrittskarten für 3,50 Euro gibt es in der Stadtbücherei, wo sie auch reserviert werden, Tel. 77  292, E-Mail stadtbuecherei@ahrensburg.de. Nach der Aufführung können die Kinder mit den Puppen spielen. „Das ist immer ein besonderes Erlebnis“, sagt Irina Shurko. >Der Erlös wird an die Hilfsorganisation Asia (www.asia-ngo.de) gespendet, die eine der seltenen Schulen in Tibet unterstützt, in denen auf tibetisch unterrichtet wird. Irina Shurko hat hat zusammen mit einer Freundin selbst ein Patenkind auf dieser Schule.