Tibetische Volksmärchen

Bis jetzt ist es so, dass ich ca. 30 tibetische Märchen vorgeführt habe. Und ich würde dem buddhistischen Lehrer Ringu Tulku völlig zustimmen, wenn er sagt: "Ich mag Geschichten. Besonders liebe ich solchem tieferer Bedeutung, Geschichten, die seltsam, lustig und ereignisreich sind".

Hier ist ein Auszug aus dem Vorwort von Ringu Tulku zum Buch "Das Juwel des Drachen" : Tibet ist groß, ungefähr so groß wie Westeuropa und es leben darin nur sechs Millionen Menschen, so viel wie…in dem kleinen Land Dänemark. Auch wenn Tibet ein buddhistisches Land ist, sind viele der Märchen, die bei uns erzählt werden, nicht buddhistisch, sondern sie stammen aus einer Zeit, in der die Tibeten den Buddhismus gar nicht kannten /sondern nur Bön-religion/. Sie wurden immer wieder und wieder erzählt und so sind sie erhalten geblieben. Für Tibeter gehören diese Geschichten zu ihrem Leben, zu ihrer Erziehung. Wenn Tibeter sich treffen, werden diese alten Märchen auch gerne einfach zur Unterhaltung erzählt."

 

Ein Märchensammler Professor Dr. Matthias Hermanns schrieb in 1950ern, dass die Tibeter "ein redseliges und sangelustiges" Volk ist, "immer zum Scherzen und Lachen aufgelegt", dass sie es lieben "stundenlang in bilderreiche Sprache zu erzählen". Besonders witzig sind die Geschichten von Aku Tonpa ("Onkel Leerheit"), dem tibetischen Till Eulenspiegel. Ich spiele sie sehr gerne.

 

 

Seit 1949 wird die tibetische Kultur tagtäglich und planmäßig von China zerstört. Wie Namgyal Taklha in ihren Buch "Geboren in Lhasa" schreibt, versuchen die kommunistischen Machthaber "jeden Aspekt der tibetischen Kultur zu entwurzeln" , und ihre Methoden sind "skrupelos und vielfaltig". Die Tibeter trotzen diesem Prozess auf verschiedenen Weisen, auch durch Kunst und Musik, in den sie von ihren Leiden und von der Treue den eigenen Wurzeln sprechen.  In diesem Kontext ist mein Puppentheater auch ein bescheidener Versuch zum Erhalt der uralten Weisheit und Schönheit Tibets beizutragen. 

Bildquelle: ASIA

Volksmärchen aus Skadinavien

Ich führe auch skandinavische Märchen vor. Dort  kommen andere Gestalten vor, als in tibetischen Märchen, wie Skessen (eine Riesin), Aulwen (Elfen), die Menschen herausfordern, mit Aufgaben überhäufen oder ihnen helfen. Reisen aus Wanderlust oder um Beute zu erlangen (nicht weil man verstoßen wurde oder wegrennen musste), sind in der skandinavischen Kultur tief verankert und kommen in vielen Märchen vor. Zauberhandlungen und magische Formeln sind für uns ein kostbarer Nachhall von Galdr (galðr), der schamanischen Religion der Wikinger, mit Odin und Freya als Götter und gleichzeitig Oberschamanen.